Ziel und Nutzen

BETTER CARE ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Jugendhilfeprojekt, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, die psychotherapeutische Versorgung junger Geflüchteter in Bayern und Baden-Württemberg zu verbessern. Das Projekt wurde gemeinsam vom Deutschen Jugendinstitut, der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt sowie dem Universitätsklinikum Ulm entwickelt und seit Herbst 2019 werden aktiv Jugendhilfeeinrichtung gesucht, die Interesse haben sich an dem Projekt zu beteiligen.

Interessierte Jugendhilfeeinrichtungen sind herzlich eingeladen, sich bei uns zu melden!

Im Rahmen des Projekts sollen sowohl Mitarbeiter der Jugendhilfe in einem traumpädagogischen Gruppenpräventionsprogramm „Mein Weg“ als auch niedergelassene Psychotherapeuten in einem trauma-fokussierten Verfahren geschult werden. Außerdem erhält jede teilnehmende Einrichtung nach einem ersten "Screening" eine Bedarfseinschätzung zu jedem Jugendlichen, sodass passende Angebote gesucht bzw. zur Verfügung gestellt werden können. Als teilnehmende Einrichtung können Sie von verbesserten Kontakten zu Psychotherapeuten in Ihrer Umgebung und durch ein stärkeres Traumaprofil mit entsprechend geschulten Mitarbeitern profitieren. Fast alle entstehenden Kosten werden entweder durch das Projekt übernommen oder können über die Krankenkassen/Jugendämter abgerechnet werden.

Gerne informieren wir Sie genauer über unser Projekt bei einer unserer digitalen Infoveranstaltungen. Weitere Informationen können Sie außerdem auf unser Website finden unter https://bettercare.ku.de/. Bei Fragen stehen wir Ihnen sehr gerne telefonisch oder per E-Mail zur Verfügung.

Wissenschaftlich ausführliche Projektbeschreibung

Unseren gestuften Versorgungsansatz für unbegleitete junge Geflüchtete mit psychischen Problemen nennen wir „BETTER CARE“. BETTER CARE besteht aus den folgenden Stufen:

  1. Screening: Zunächst erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Diagnostik hinsichtlich psychischer Probleme und aktueller Lebensqualität. Je nach Behandlungsbedarf, der sich aus der Diagnostik ergibt, erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine entsprechende Behandlungsempfehlung.
  2. Prävention: Für Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit milden bis moderaten psychischen Symptomen haben wir das Gruppen-Präventionsprogramm „Mein Weg“ entwickelt und implementiert (siehe SP2). Die Inhalte wurden von evidenzbasierten Traumatherapien abgeleitet und sowohl an die Zielgruppe als auch an das Jugendhilfesetting sprachlich und inhaltlich angepasst. Hauptkomponenten umfassen Psychoedukation, Relaxation, Traumanarrativ (Exposition mit den Erlebnissen) und kognitive Umstrukturierung. „Mein Weg“- Gruppen finden unter der Leitung von durch BETTER CARE trainierte MitarbeiterInnen der Jugenhilfeeinrichtung statt und werden regelmäßig durch ProjektmitarbeiterInnen supervidiert. In mehreren Studien konnte bereits gezeigt werden, dass die Teilnahme an der Prävention bei jungen Geflüchteten zu einer Reduktion von posttraumatische Stresssymptomen (PTSS) und Depression führt.
  3. Psychotherapie: Für Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die klinisch auffällige psychische Symptome zeigen, bieten wir die Einzeltherapie „Traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie“ (TF-KVT) an. Für eine genauere Beschreibung siehe SP3.

 

Projektziele

  • Zur Überprüfung der Wirksamkeit des gestuften Versorgungsansatzes „BETTER CARE“ sollen 54 Einrichtungen (Ø = 10 UJF/Einrichtung; 540 UJFs) rekrutiert, randomisiert (Better Care vs. Normalversorgung) und über 12 Monate (MZPs: Baseline, 6 Monate, 12 Monate) verfolgt werden. Hauptoutcome sind die PTSS der UJFs. 
  • „Mein Weg“ (s.o.) soll in den Einrichtungen in der BETTER CARE Bedingung von trainierten und supervidierten pädagogischen Fachkräften durchgeführt und fest implementiert werden.
  • Niedergelassene Psychotherapeuten in direkter Nähe zu den Einrichtungen sollen in TF-KVT trainiert und an die Einrichtungen in der BETTER CARE Bedingung vermittelt werden (siehe SP3).
  • Die Versorgungskosten sollen erhoben und das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Bedingungen evaluiert werden (siehe SP4).
  • Die institutionellen Rahmenbedingungen und die Bereitschaft der Einrichtungen, Präventionen und Interventionen zu implementieren, soll evaluiert werden (siehe SP5).
  • Eine Teilstichprobe von mindestens 60 Jugendlichen soll über einen Zeitraum von 2 Jahren begleitet werden und zusätzlich zum Einfluss von Kontextfaktoren wie Postmigrationsstressoren, Akkulturation und Gruppenklima befragt werden (siehe SP5).

 

Kontakt

jonathan.thielemann@ku.de
+49 8421 93 23164

lauritz.mueller@ku.de
+49 8421 93 21265

laura.saupe@ku.de
+49 8421 93 21785

Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt
Levelingstraße 7
85049 Ingolstadt

KU

Projektlaufzeit

2019 bis voraussichtlich 2023.

Teilprojekte des Verbundprojekts

Planung
Durchführung
Abschluss

SP1: Rekrutierung von Jugendhilfeeinrichtungen

Kurzbeschreibung

Mit dem Verbundprojekt „BETTER CARE“ wollen wir einen Beitrag zur Verbesserung der psychotherapeutischen Versorgung unbegleiteter junger Geflüchteter in Deutschland leisten. Innerhalb des Projekts wird ein gestufter Versorgungsansatz entwickelt, implementiert und mit der Regelversorgung in Deutschland hinsichtlich seiner Wirksamkeit verglichen. In SP1 wird dabei die Rekrutierung von Jugendhilfeeinrichtungen forciert, die Interesse haben den gestuften Versorgungsansatz in ihren Wohngruppen zu implementieren.

Projektdetails
Planung
Durchführung
Abschluss

SP2: Screening und Implementierung des Gruppenprogramms "Mein Weg"

Kurzbeschreibung

„BETTER CARE“ entwickelt einen gestuften Versorgungsansatz, der die psychotherapeutische Versorgung unbegleiteter junger Geflüchteter in Deutschland verbessern soll. Im Teilprojekt SP2 werden gemeinsam mit SP1 Screenings durchgeführt, die als Grundlage für die gestufte Versorgung dienen. Darüber hinaus ist SP2 für die anschließende Implementierung des präventiven Gruppenprogramms „Mein Weg“ zuständig.

 

Projektdetails
Planung
Durchführung
Abschluss

SP3: Traumafokussierte Kognitive Verhaltenstherapie für unbegleitete junge Geflüchtete

Kurzbeschreibung

Das Teilprojekt adressiert Barrieren, die den Zugang zur psychotherapeutischen Versorgung von unbegleiteten jungen Geflüchteten erschweren. Deutschland verfügt über eine nur geringe Anzahl an Therapieplätzen für evidenzbasierte, traumafokussierte Psychotherapie. Durch die Implementierung der traumafokussierten kognitiven Verhaltenstherapie (kurz: TF-KVT) soll die psychotherapeutische Versorgung junger Geflüchteter verbessert werden. In diesem Rahmen sollen zudem Sprachmittler:innen per Online-Workshops auf die besonderen Herausforderungen der Übersetzung von Psychotherapien vorbereitet werden.

Ort: Eichstätt

Projektdetails
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Durchführung
Abschluss

SP4: Gesundheitsökonomische Evaluation

Kurzbeschreibung

Gegenstand des Teilprojektes ist die gesundheitsökonomische Evaluation der BETTER CARE Interventionen aus der Perspektive der Volkswirtschaft. Zu diesem Zweck werden die von den Untersuchungsteilnehmern in Anspruch genommenen Gesundheitsleistungen und die subjektive Lebensqualität erfasst. Nach der monetären Bewertung der Gesundheitsleistungen werden darauf aufbauend Qualitätsadjustierte Lebensjahre (QALYs) generiert. Auf dieser Basis soll der zusätzliche Nutzen der BETTER CARE Intervention im Vergleich zur Routineversorgung ermittelt und in Verhältnis zu den entstehenden Kosten gesetzt werden.

Ort: Ulm

Projektdetails
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Durchführung
Abschluss

SP5: Gestufte Psychotherapeutische Versorgung für junge, unbegleitete Geflüchtete - Institutionelles Umfeld

Kurzbeschreibung

Um psychisch belasteten jungen Flüchtlingen angemessen helfen zu können, ist eine Zusammenarbeit zwischen Jugendhilfe und Gesundheitssystem erforderlich. Wir möchten in dem Teilprojekt mehr darüber erfahren, inwieweit die Versorgungsstrukturen den Bedarfen belasteter Geflüchteter gerecht werden und welche Verbindungen bereits zwischen den relevanten Akteuren bestehen. Dabei interessiert uns auch, inwieweit die Voraussetzungen vorhanden sind, ein gestuftes Behandlungsmodell wie BETTER CARE flächendeckend einzuführen.

Ort: München

Projektdetails