Im Zuge der weltweit stattfindenden Flucht- und Migrationsbewegungen werden auch Krippen und Kindertageseinrichtungen mit einer immer größer werdenden sozialen und kulturellen Vielfalt konfrontiert. Dies kann pädagogische Fachkräfte vor enorme Herausforderungen stellen und den Beziehungsaufbau zwischen Kind und Fachkraft erschweren.
Unsere Studie untersucht die Wirksamkeit des Erzieher:innenprogramms auf das subjektive Stressempfindens der pädagogischen Fachkräfte sowie der Eltern der Krippenkinder. Bei der eintägigen Schulung werden pädagogische Fachkräfte auf Basis einer mentalisierungsbasierten Haltung für trauma -und kultursensitive Aspekte bei Krippenkindern und deren Eltern mit Migrationshintergrund und/oder Fluchterfahrungen geschult. So sollen sie während der Eingewöhnungsphase der Kinder trauma- und kultursensitiv auf die Bedürfnisse dieser Personengruppe eingehen können.
Zudem kann ein solches präventives Erzieher:innenprogramm mit trauma- und kultursensitiven Aspekten eine gelingende Bindung an eine Institution im neuen Heimatland unterstützen und damit zu einer frühen Integrationsmöglichkeit der Krippenkinder sowie deren Familien beitragen. Daher möchten wir untersuchen, inwieweit sich das Training auch indirekt auf die Entwicklung der Kinder auswirkt. Kinder, die möglicherweise eine traumatische Erfahrung erlebt haben, sollen im Alltag Unterstützung erhalten. Bei Bedarf soll der Übergang in entsprechende Versorgungssysteme (z.B. Psychotherapie) erleichtert werden.
Ziele der Studie START Childcare sind….
- Überprüfung der Wirksamkeit des mentalisierungsbasierten und bindungsorientierten Erzieher:innenprogramms,
- Implementierung und Dissemination der Schulung zur Unterstützung von pädagogischen Fachkräften im Umgang mit Familien mit Migrationshintergrund und/oder Fluchterfahrungen,
- Prävention psychischer Belastungen von Krippenkindern und deren Eltern mit Migrationshintergrund und/oder Fluchterfahrungen.
Ablauf für die Eltern der Krippenkinder
Die Studie beinhaltet ein längsschnittliches Forschungsdesign mit drei fragebogenbasierten Messzeitpunkten für die Eltern der Krippenkinder: T1 (zum Zeitpunkt der Eingewöhnung) – T2 (nach 6 Monaten) – T3 (nach 12 Monaten). Es werden validierte Fragebögen zum subjektiven Stressempfinden, einem Screening zu traumatischen Erfahrungen in der Kindheit, zu Postmigrationsstressoren, Mentalisierungsfähigkeit, elterliche Traumasymptomatik, Psychopathologie, fremdeingeschätzte kindliche Symptomatik, fremdeingeschätzte kindliche Traumasymptomatik und die fremdeingeschätzte kindliche Entwicklung erhoben.
Ablauf für die pädagogischen Fachkräfte
Die pädagogischen Fachkräfte werden zu vier fragebogenbasierten Messzeitpunkten befragt: T0 (vor der Teilnahme an der Schulung) – T1 (nach der Teilnahme an der Schulung) – T2 (nach 6 Monaten) – T2 (nach 12 Monaten). Es werden validierte Fragebögen zum subjektiven Stress-empfinden, zur beruflichen Selbstwirksamkeit, zur beruflichen Belastung, zur kulturellen Sensitivität in der Krippe, zu traumatischen Erfahrungen in der Kindheit, zum psychischen Wohlbefinden, zur Psychopathologie, zur Mentalisierungsfähigkeit sowie Emotionsregulation erhoben.
Zusätzlich findet bei den Pädagogischen Fachkräften vor und nach der Teilnahme an der Schulung eine ambulatorische Messung des Stress- und emotionalen Erlebens via Smartphone-App über sieben Tage mit mehreren Messungen pro Erhebungstag statt (Link zur START B2 Projekt).
Kontakt
Projektverantwortliche
Prof. Dr. phil. Svenja Taubner
Dr. phil. Julia Holl
Institut für Psychosoziale Prävention
Zentrum für Psychosoziale Medizin
Universitätsklinikum Heidelberg
Projektlaufzeit
Die Projektlaufzeit erstreckt sich von 2019-2022.